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Eine Strafe für´s Leben

geschrieben von Stefan Piontek im März 2011

DAS PHÄNOMEN SPINNERTER VORNAMEN HEISST

Man kennt das aus Talkshows wie „Vera am Mittag“: Da sitzt dann so eine 17-jährige Jacqueline und fragt sich, ob Silvio oder Ronny der Erzeuger ihres kleinen Justin-Pascal ist. Das wird vielleicht mal ein Job für die Super-Nanny, vor allem aber haben wir hier ein Beispiel für ein ganz neues Phänomen: den Kevinismus. „Als Kevinismus (auch Chantallismus) bezeichnet man die krankhafte Unfähigkeit, menschlichem Nachwuchs menschliche Namen zu geben“, defi - niert eine Internet-Satireseite diese Erscheinung. Ob nicht ganz wissenschaftlich, wird der Begriff plötzlich in Expertenrunden und auf Fachtagungen bereits ganz selbstverständlich benutzt, denn jeder kennt dieses Phänomen, jeder, der schon einmal Geburtsanzeigen gesehen hat, wo eine Annemarie- Joy begrüßt wurde oder ein Jens Berlin Lukas. Hier zeigen sich bereits die Mechanismen, nach denen Kevinismus funktioniert: Es sind stets Doppeloder Dreifachnamen, von denen mindestens einer als Vorname hierzulande absolut unüblich sein und möglichst englisch, französisch oder gleich ganz exotisch klingen muss. Das Phänomen kann sich steigern bis zu Kendra Tiara Zoe, die ihren Namen ihr Leben lang wird buchstabieren müssen. Wer nun hofft, die Bürokratie würde hier eingreifen, der irrt: Ein Mädchen wurde Pepsi Carola getauft – mit richterlichem Segen. Ungekrönter König der Kevinisten ist jedoch bis dato der Schauspieler Uwe Ochsenknecht. Seine Kinder strafte er mit den Namen Rocco Stark, Wilson Gonzales, Jimi Blue und Cheyenne Savannah. Am Beispiel des Mimen lassen sich übrigens zwei Grundannahmen über den Kevinismus widerlegen: Erstens heißt es oft, dieses Phänomen trete nur in bildungsfernen Schichten auf. Ochsenknecht aber hat das Gymnasium besucht. Zweitens werden meist Mütter des Kevinismus bezichtigt. Doch Rocco Stark ist von einer anderen Mutter als die anderen drei. Offenbar trägt also hier der Vater das Kevinismus-Gen, schlussfolgert unser Gastredakteur mit dem schlichten Namen Stefan Pinotek. — Mit freundlicher Genehmigung der Neuen Osnabrücker Zeitung