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Als im Mönchsgarten noch getanzt wurde

geschrieben von Irene Lange im Juli 2019

Mit Wehmut wird sich so mancher ältere Lüneburger an einen beliebten Treffpunkt der Hansestadt erinnern: den Mönchsgarten, gleichzeitig Restaurant und Kaffeegarten. Über viele Jahre hinweg war das Gasthaus auf dem großen Gelände im ehemaligen Garten für die Mönche des Michaelisklosters ein beliebtes Ausflugsziel mit einem Tennisplatz gleich nebenan.

D ie Geschicke des 1904/05 erbauten Hauses
bestimmten in den folgenden Jahrzehnten
verschiedene Besitzer und Pächter.
Ihre Namen sind aus den im Lüneburger Stadtarchiv
aufbewahrten Verwaltungsakten erhalten. Zumeist
handelt es sich dabei um Anträge auf Erteilung
einer Konzession für den Betrieb der Gastwirtschaft.
Beispielsweise ist ein Wilhelm Oschatz im Jahre
1926 aufgeführt. Vorheriger Besitzer seit 1918 war
Heinrich Winter, der 22 Morgen Ländereien von der
Klosterkammer gepachtet hatte. In die laufenden
Pachtverträge trat dann Adolf Putens ein, der wiederum
im Oktober 1927 die Schankerlaubnis – allerdings
mit einigen Auflagen zu baulichen Veränderungen –
erhielt. Dabei fällt auf, dass seitens des Magistrats
der Stadt Lüneburg zwar kein Widerspruch zum Betrieb
der Gast- und Schankwirtschaft erhoben wurde,
allerdings nur, soweit das nicht die Spielwiese
betraf. Da heißt es dann in der Ablehnung: „Es ist
höchst unerwünscht, Jugendlichen, die in erster Linie
die Spielwiese aufsuchen, die Gelegenheit zu geben,
alkoholische Getränke zu genießen.“
Ab Januar 1933 erteilte dann die Ortspolizeibehörde
Lüneburg die Schankerlaubnis an den Besitzer

Heinrich Gahnstorf, der die Gaststätte zum jährlichen Pachtpreis über 2100 Reichsmark von Adolf Putens übernahm. Für den Ausschank zugelassen waren Wein, Bier, Trinkbranntwein, aber auch alkoholfreie Getränke, insbesondere Milch, Kaffee und Tee. Am 24. Dezember 1932 wurde der Mönchshof wie folgt von der Ortspolizeibehörde Lüneburg beschrieben: „Es handelt
sich um ein Lokal, welches von Ausfl üglern, Pensionären und Kränzchenklubs aufgesucht wird, auch Vereine pfl egen dortselbst zu verkehren.“ Damalige Preise sind aus einer Liste vom 16. September 1939 zu ersehen:
Übernachtung Einzelzimmer 1,50 Reichsmark, Pensionspreis 4 RM. Am 5. November 1934 wurde die Gastwirtschaft Mönchsgarten an den Kellner August Meier verpachtet. Ab Oktober 1939 ist es die Deutsche Arbeitsfront, Gauverwaltung Ost-Hannover, „Haus der deutschen Arbeit“ in der Schröderstraße 4, die dem Schankwirt August Meier die Schankerlaubnis erteilt, unterzeichnet mit Hitler-Gruß. Offensichtlich wurde seinerzeit ein Um- bzw.
Erweiterungsbau geplant, der nicht nur genehmigt, sondern begrüßt wurde. Es heißt weiter: „Unter der Leitung des
Schankwirts August Meier ist die Gaststätte Mönchsgarten
nebst Kaffeegarten ein beliebter Ausflugsort
geworden.“ Es folgten in den Kriegsjahren weitere
Ersuche von August Meier um Verlängerungen der
Konzession. Er führt auf, dass die offensichtlich angefangenen
Bauvorhaben infolge des Krieges nicht durchgeführt werden konnten. Zudem sei er zum Wehrdienst einberufen.
Aus dem Schreiben des Oberbürgermeisters der
Stadt Lüneburg an Meyer gerichtet geht hervor, dass
die Gaststätte wohl zeitweise geschlossen war und
nun ab 7. September 1945 wiedereröffnet werden
durfte, nicht zuletzt, um die Versorgung der in Lüneburg
untergebrachten Flüchtlinge zu gewährleisten.

Es heißt: „An der Eingangstür Ihrer Gaststätte und in
den Räumen an gut sichtbarer Stelle sind Schilder
des Inhalts anzubringen, dass alliierte Truppen nicht
bedient werden.“
Alle Gaststätten würden regelmäßig durch die deutsche
Polizei beaufsichtigt. Jede Verletzung der Anordnung
könne die sofortige Zurückziehung der Konzession
zur Folge haben. Doch anscheinend wurde
1947 der normale Betrieb wieder aufgenommen. So
fand am 2. Juli 1947 das erste Sommertreffen nach
dem Krieg für den Bund der ehemaligen der Wilhelm-Raabe-
Schule statt.
Ende der 1960er-Jahre firmierte der Mönchsgarten
unter „A. Meier & Söhne O.HG.“. Zu der Zeit war er
ein beliebtes Tanzlokal mit Gasträumen, insbesondere
bei Wochenend- und Festtagsveranstaltungen
für die Lüneburger geworden. Es fanden dort
Vereins- und Betriebsfeste statt. Schon seit 1965
führten die Söhne Helmut und Friedrich des vor Jahren
verstorbenen Seniors August Meier die Gaststätte,
wobei Helmut Meier im Oktober 1972 ebenfalls
verstarb. Offensichtlich gab es zu der Zeit Auseinandersetzungen

mit der aus seiner Witwe und vier Kindern bestehenden Erbengemeinschaft, wie aus dem Schreiben einer Anwaltskanzlei hervorgeht. Schließlich waren es Elke Meier und ihre Schwägerin Jutta Meier, die den Mönchsgarten bis zur endgültigen Betriebsaufgabe am 31. Mai 1975 übernahmen. Vergeblich hatten sie versucht, den Betrieb zu verkaufen oder zu verpachten. Es hatte sich niemand gefunden. Ohnehin waren die Zeiten vorbei, dass – wie in den 1950er-Jahren – in Sommernächten noch unter freiem Himmel getanzt wurde. Ab 22 Uhr durfte draußen keine Musik mehr gemacht werden. Als schließlich ein Bauunternehmer aus Salzhausen auf dem 12.000 Quadratmeter großen Gelände dreistöckige Gebäude mit 50 Eigentumswohnungen errichten wollte, musste der Mönchshof weichen. Der alte Baumbestand blieb weitgehend erhalten, ebenso wie der Ententeich. Im April 1976 war es soweit: Das endgültige Ende des einst so beliebten Mönchsgarten kam mit der Abrissbirne.