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Die gläsernen „Augen“ von St. Johannis

geschrieben von Ruth Schneider im April 2012

Vortrag des Künstlers Gerhard Hausmann über die von ihm geschaffenen Fenster im Nordschiff der Johanniskirche am 11. Mai um 18.00 Uhr – Von Ruth Schneider, Kirchenführerin in St. Johannis

Die St. Johanniskirche ist Lüneburgs älteste und größte Kirche, mit deren Bau man bereits 1289 begann. Im Mittelalter schmückten das Kirchenhaus bunte Glasfenster, die mit ihren bildlichen Darstellungen den Betrachtern die bib­lischen Erzählungen erläuterten. Mitte des 18. Jahrhunderts wiesen die Fens­ter Schäden auf. Die Reparatur wäre kostenaufwändig gewesen, und es fehlten wohl auch die Handwerker für die kunstvollen Glasmalereien und Bleiverglasungen. Zudem entsprachen in dieser Zeit der Aufklärung die bunten Fenster nicht mehr dem modernen „Design“, sie erschienen zu mystisch und zu dunkel; das „helle Licht der Vernunft“ war gewünscht. Auch schien es nicht mehr erforderlich, den Menschen die ­Bibel mit Bildern näher zu bringen, denn der Analphabetismus ging zurück, immer mehr Menschen waren des Lesens und Schreibens mächtig. 1746 wurden auf Beschluss des Rates der Stadt sämtliche Fenster der Gotik entfernt und durch weiß-grünliche Glasfenster ersetzt, wie sie noch heute im Nordschiff der Kirche bestehen. Die ursprünglichen Fenster aus der Zeit der Gotik sind heute leider nicht mehr sichtbar.

Mitte des 18. Jahrhunderts entsprachen die bunten Fenster nicht mehr dem

Erst die Neugotik am Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte wieder ihre Neigung, biblische Erzählungen in Motiven in den Fenstern des Gotteshauses darzustellen. Vor allem waren es Lüneburger ­Familien, die jene Glasfenster stifteten. Heute ist das ganze Südschiff der gotischen Hallenkirche mit einzigartigen farbigen Glasfenstern aus dem 19. und 20. Jahrhundert ausgestattet – wie übrigens auch das Nordschiff in den Kapellen. Darunter fallen zwei aufgrund ihrer besonderen Farbigkeit in das Auge des Betrachters. Sie wurden in den Jahren 1978 und 2000 von Gerhard Hausmann geschaffen. Noch heute ist der in Hamburg lebende Künstler trotz seines hohen Alters noch als ­Maler und Bildhauer tätig, weitere Glasfenster ­unter anderem in Kirchen in Hannover; Hameln, Hildesheim, Münden, Sorsum und Lohne stammen von ihm.

Am Freitag, den 11. Mai 2012 um 18.00 Uhr, wird Gerhard Hausmann in der Johanniskirche ­einen Vortrag über die von ihm geschaffenen Fens­ter in St. Johannis halten. Wer mehr über den Auftrag zur Schaffung der Fenster und die Gestaltung durch den Künstler erfahren möchte, sollte diesen Vortrag, der sicherlich kein zweites Mal angeboten werden kann, nicht versäumen. Treffpunkt ist ­unter der großen Orgel.

Fotos: Enno Friedrich