Tradition trifft Moderne
geschrieben von Werner Gruhl im März 2015Kuwait lebt von seinem Ölreichtum und hält am arabisch-islamischen Lebensstil fest
Brennende Ölquellen, Panzerwracks und Leichen im Wüstensand: Manch einer erinnert sich sicherlich noch an die Bilder vom kurzen, aber brutalen Golfkrieg 1991. 343 Alliierte kamen bei der Operation Desert Storm (Wüstensturm) ums Leben, auf der Seite der Iraker waren es laut Schätzungen der US-Armee 110.000 Tote. Die wirtschaftlichen und ökologischen Folgen des Krieges waren verheerend. Die Schäden an der Infrastruktur sollen für Kuwait 60 Milliarden Dollar betragen haben; der Persische Golf wurde mit sieben Millionen Tonnen Öl verseucht, die Löschung der brennenden Ölquellen dauerte noch Monate. Bis heute ist es nicht möglich, Wasser aus den verseuchten Böden zu gewinnen, da im Golfkrieg Erdöl in den Wüstenboden gelangte und das Grundwasser verseuchte. Kuwait bezieht das kostbare Wasser ausschließlich aus Meerwasserentsalzungsanlagen.
Der vorderasiatische, an Saudi Arabien und Irak grenzende Staat liegt an der Westküste des Persischen Golfes. Etwa halb so groß wie die Schweiz, mit ca. 3,4 Millionen Einwohnern, wetteifert Kuwait mit Qatar beim Pro-Kopf-Einkommen um den ersten Platz in der Welt. Durch eine berufliche Veränderung meines Sohnes war ich im November zum ersten Mal in Kuwait; der erste Eindruck auf mich: ein reiches Land. Armut, Schmutz und Kriminalität scheint es nicht zu geben. Nach der Zerstörung durch die Iraker und der anschließenden Befreiung durch westliche und arabische Truppen, baute man — schöner und besser — den Flughafen, die Straßen und Gebäude und auch die Parks auf. Kuwaits gewaltige Ölvorkommen, die den Einmarsch des Iraks ausgelöst hatten, halfen natürlich bei der Wiederherstellung der Normalität, Geld spielte keine Rolle
Die Hauptstadt des Emirats Kuwait schafft im Stadtbild den Spagat zwischen alten arabischen Souks und modernen Wolkenkratzern. Die Ausdehnung der Stadt ist gewaltig: Ca. 90 Prozent der Einwohner des Emirats leben in Kuwait City mit seinen Vororten. Es gibt ein Nebeneinander von modernen Hochhausbauten und unzähligen Moscheen, riesigen von Palmen umgebenen Villen, repräsentativen Verwaltungsgebäuden, Shoppingmalls mit westlichen Designermoden und alten Märkten sowie großzügig angelegten Parks.
Das Wahrzeichen von Kuwait Stadt sind die drei Wassertürme und der Befreiungsturm (Liberation Tower). Dieser markante Punkt gewährt einen einmaligen Ausblick über die kuwaitische Metropole, die unter Anderem von indischen und iranischen Kultureinflüssen mitgeprägt ist
mit ca. 3,4 Millionen Einwohnern wetteifert Kuwait mit Qatar beim Pro-Kopf-Einkommen um den ersten Platz in der Welt.
Wenn abends der Ruf aus einer der 800 Moscheen zum Gebet ertönt und die in weiße Umhänge gekleideten Einheimischen zu Ihren Moscheen strömen, füllen sich die Plätze, Souks und Straßen mit unzähligen ausländischen Arbeitskräften aus Asien, ohne die — so scheint es — in Kuwait nichts geht.
Ein Muss für Reisende ist der alte Souk mit seinen Ständen aller Art, dem Obst-, Fleisch-, Gemüse- und Fischmarkt im historischen Zentrum der Stadt. Der erste Eindruck: Hier ist der Ort, wo öffentliches Leben und Begegnungen stattfinden. Tiefverschleierte Frauen kaufen bei geschäftigen Turban tragenden Arabern frische Fische, Hammelfleisch, Gemüse und Obst und verschwinden damit in großen amerikanischen Limousinen. Touristen sind mir nur selten aufgefallen; den eher zurückhaltend wirkenden, aber stolzen Kuwaitern begegnet man meistens in den Luxushotels oder in den Einkaufskomplexen.
An den Wochenenden oder Feiertagen ist es üblich, sich in den Restaurants der Fünf-Sterne-Hotels, wie zum Beispiel im Hilton Resort, mit Freunden und Bekannten zu treffen und dabei das Meer sowie den Strand zu genießen. Oft übernachtet die ganze Familie im Hotel, obwohl ihr Haus nicht weit entfernt ist. Geld spielt halt keine Rolle. Für den „Fremden“ ist das Angebot an Restaurants mit vorzüglichen Speisen überwältigend, leider wird durch das generelle Alkoholverbot im Land die Freude etwas getrübt – aber man gewöhnt sich dran! Die internationale Küche dominiert, außerhalb der Hotels überwiegt die arabische Küche, das frisch gebackene Fladenbrot aus dem Holzkohleofen gehört zu jedem Essen dazu.
Die Sonne scheint das ganze Jahr und bringt im Sommer Temperaturen bis zu 45 Grad und in der Nacht nicht unter 20 Grad. Im Winter liegen sie um 20 Grad und können nachts auch unter 10 Grad fallen.
Kuwait unterscheidet sich in manchen Dingen von dem, was man sich unter einem Urlaubsland vorstellt. Dennoch war es eine großartige Erfahrung und Bereicherung dieses Land zu besuchen, seine Sehenswürdigkeiten zu besichtigen und die freundlichen, stolzen Kuwaiter kennenzulernen.
Fotos: Werner Gruhl
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