Hotel Stadthaus Am Sande
geschrieben von Elke Schneefuß im Oktober 2011DER CHARME ALTER ZEITEN ENTSTEHT AUFS NEUE

Olaf Klingbeil und Daniela
Tzschapke erfüllen sich einen
gemeinsamen Traum: Sie wollen
den historischen Glanz der Fassade
ihres Hotels wieder aufl eben lassen.
Die Vorarbeiten laufen bereits. Noch in
diesem Herbst, voraussichtlich ab Ende
Oktober, soll die Front des Hotels „Das
Stadthaus“ genauso prachtvoll aussehen
wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Damals zierten zahlreiche Stuckornamente
die Vorderfront – und
zwar auf allen drei Etagen des Hauses,
das heute in seinem Erdgeschoss das
Café „Stadtgespräch“ beherbergt. „Das
Haus hat als Hotel eine lange Geschichte.
Sie lässt sich tatsächlich bis
zum Jahr 1438 zurückverfolgen“, erzählt
Olaf Klingbeil, der es 1987 kaufte
und im Jahr 2000 sanierte. „Ursprünglich
bestand das geschichtsträchtige
Gebäude aus einer riesigen
Halle mit einer Feuer stelle, auch gab
es dort angrenzend ein Tanzhaus. Damals
hatte das Ganze noch gotische
Treppengiebel. Es gehörte über 300
Jahre lang zu den Häusern in Lüneburg,
in denen Bier gebraut wurde“,
sagt der Inhaber.
Im Jahr 1864 wurde
die Braupfanne entfernt, zehn Jahre
später übernahm ein Zimmermann das
Haus. Er ließ das vordere Hallenhaus
abbrechen – das Hotel Stadthaus entstand
in seiner jetzigen Form. Etliche
Jahrzehnte lang wurde es für Gastronomie und
Hotellerie genutzt — die Besitzer des Hotels wechselten.
Eine der bekanntesten Eigentümer war ab
1918 „Mutter Stappenbeck“, bekannt als Kunstliebhaberin.
Unter dem Namen „Hotel Stadt Hamburg“ überstand
das Haus den Ersten und Zweiten Weltkrieg
und die Infl ation. Ein bisschen betulich klang das,
was man zu Kaisers Zeiten und gleich darauf dem
Gast offerierte: Exquisite Weine gab es ebenso wie
das überdimensionale Hasenburger Bier – alles zu
zivilen Preisen, versteht sich. Mit feinster Hamburger
Küche wurde ebenso geworben wie mit bequem
eingerichteten Fremdenzimmern. Hauptsächlich
Kaufleute waren es, die in dem Haus mit
Blick auf den Lüneburger Sande logierten.
1987 begann dann ein neues Kapitel in der Geschichte
des architektonischen Kleinods: Das
Gebäude kam in den Besitz der Familie
Klingbeil, die es bis heute führt. Inzwischen
schätzen Touristen und Rote-
Rosen-Fans gleichermaßen das Hotel
mit seinem fantastischen Blick auf den
vielleicht schönsten Platz der Stadt.
Heute möchte Olaf Klingbeil bei der
anstehenden Fassadenrenovierung einen
Teil der historischen Architektur
wieder sichtbar machen. „Der Stuck
an der Außenfassade, der noch Ende
des 19. Jahrhunderts auf alten Fotos
sichtbar ist, ist im Laufe der Jahrzehnte
leider abgefallen.
In diesem Herbst soll der ursprüngliche Zustand
wiederhergestellt werden“, freut sich
der Hotelier. Die Vorarbeiten laufen.
„Zwei alte Stuckornamente an der Außenfassade
existieren noch und bilden
die Vorlage. Abdrücke von den alten
Ornamenten werden genommen, die
neuen Stuckelemente geformt und an
der Vorderfront angebracht. Es macht
einfach Freude, das Stadtbild um die
Fassade in alter Form zu bereichern“,
sagt Klingbeil, der im ehemaligen Café
Tango seine ersten Erfahrungen als
Gastronom sammelte. Sobald die Blumengirlanden
und Balustraden, die das
Haus noch Ende des 19. Jahrhunderts
schmückten, die Vorderfront des Gebäudes
wieder verschönern, bekommt
es auch einen neuen Anstrich. „Wir hoffen, dies
alles noch in diesem Herbst zu bewältigen, aber
bei alten Häusern weiß man andererseits nie so
genau, was einen erwartet“.

Auch das Wetter könnte ihm, wenn es nach dem
verregneten Sommer ganz besonders übel kommt,
noch einen Strich durch die Rechnung machen.
Doch Olaf Klingbeil und seine Partnerin Daniela Tzschapke bleiben optimistisch, denn verwirklichen werden sie ihren
Traum von der neuen Fassade auf jeden Fall — zur Freude der Lüneburger,
die, wie auch die auswärtigen Besucher, dann wieder weiteres Stück des
alten Stadtbildes genießen können. (es)
FOTOS: SAMMLUNG HAJO BOLDT
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