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Wir sehen uns in Lüneburg!

geschrieben von Frauke Noweck im April 2012

Repräsentanten der Hansestädte sind jedes Jahr auf dem Hansemarkt zu erleben

Internationaler Austausch und gegenseitiges Kennenlernen stehen im Mittelpunkt der Hanse­tage. Die Gäste, die noch nie einen Hansetag miterlebt haben, werden bei dem großen Fest im Juni viel Neues entdecken und vielleicht Lust bekommen, die eine oder andere Hansestadt einmal in Ruhe zu besuchen. Für erfahrene Hansetag-­Besucher ist der Gang über den Hansemarkt darüber hinaus oft wie ein Familientreffen. Viele Repräsentanten der Hansestädte sind jedes Jahr wieder dabei. Einige von ihren stellt das Quadrat in dieser Ausgabe vor.

Die Hansesänger aus Deventer

Ein Hansetag ohne die Hansesänger aus Deventer? Undenkbar! Die Männer aus den Niederlanden in ihren rot-schwarzen Gewändern sind Hanse-Botschafter mit Leib und Seele. Im Lüneburger Projektbüro sind die Sänger schon alte Bekannte, denn sie bereiten sich gewissenhaft auf jeden Hansetag vor. Über die jeweilige Gastgeberstadt dichten sie ein eigenes Lied und bringen dem Oberbürger­meister ein persönliches Geschenk mit.
Chef der Hansesänger ist Günter Kropp, der seit 23 Jahren ehrenamtlich als Stadtausrufer von Deventer wirkt. Mit seinen 1993 gegründeten Hansesängern reist er zu jedem Hansetag. Das Repertoire der Sänger ist breit gefächert: „Wir singen eigentlich alles: Shanty, Schlager – Hauptsache, es macht Stimmung und die Leute können auch mal mitsingen“, gibt Kropp einen Einblick ins Programm. „Das Publikum begrüßen wir gern in der jeweiligen Landesprache. In Nowgorod kam das vor ein paar Jahren sehr gut an, die Leute waren positiv überrascht.“ Ihr Lüneburg-Lied werden die „Deventer Hanze Zangers“ bei der Eröffnung des Hansemarktes am Freitag, 29. Juni, ab 11 Uhr auf der Marktplatz-Bühne zu Gehör bringen. Anschließend werden sie noch mehrmals zu sehen und zu hören sein – wenn nicht auf einer Bühne, dann an verschiedenen Stellen auf dem Hansemarkt: „Wir singen überall dort, wo uns die Leute hören wollen.“

Hanse-Radler Hans

Hans Potratz ist seit 25 Jahren einer der treuesten Besucher der Hansetage. Das Besondere: Der 66-Jährige aus Lübeck fährt zu jedem Hansetag mit dem Fahrrad – egal, wie weit der Weg ist. Als „Hanse-Radler Hans“ ist er bei Stammgästen und Delegierten bekannt. Im Juni wird Hans Potratz sich wieder in den Sattel schwingen und natürlich zum Hansetag nach Lüneburg kommen. Er radelt aber nicht direkt von Lübeck nach Lüneburg – nach Reisezielen wie Pärnu (Estland) und Turku (Finnland) mit jeweils rund 1.300 Kilometern Entfernung wäre das für ihn wohl auch keine Herausforderung mehr. Stattdessen fährt er zunächst Wismar, Magdeburg, Halle, Quedlinburg, Salz­wedel und einige weitere Hansestädte in Nord- und Ostdeutschland an, bevor er schließlich pünktlich zum Hansetag Lüneburg erreichen will. Rund 850 Kilometer wird er dann auf dem Tacho haben.

1987 beim Hansetag in Kalmar (Schweden) waren Hans Potratz und sein Fahrrad erstmals dabei. Seitdem hat der Hanse-Radler nur einmal ausgesetzt: „2009, als der Hansetag in Nowgorod stattfand, war ich leider krank.“ Der pensionierte Lokführer pflegt das Hobby Radfahren schon lange – zuerst als Ausgleich zu seiner sitzenden Tätigkeit, seit einigen Jahren nur noch aus Spaß; und bei den Hansetagen als Botschafter seiner Heimatstadt Lübeck: „Ich mag die fröhliche Stimmung bei den Hansetagen und den Austausch mit Menschen aus anderen Städten.“

Die Briloner Waldfee

Die Hansestadt Brilon im Sauerland gilt offiziell als waldreichste Stadt Deutschlands. Ihre Botschafterin, die Briloner Waldfee, ist auf dem Hansemarkt schon von Weitem an ihrem leuchtend grünen Gewand mit dem spitzen Hut zu erkennen. Seit 2004 ist die ­Briloner Waldfee, die jährlich neu gewählt wird, offizielle Repräsentantin der „Stadt des Waldes“. Und natürlich wirbt sie auch auf den Internationalen Hansetagen für ihre Heimatstadt. Das Bild zeigt Friederike Hogrebe, die Brilon im vergangenen Jahr beim Hansetag in Kaunas als Waldfee vertreten hat. Die Lüneburger werden im Juni ihre Nachfolgerin kennen lernen. Ihren Namen erfahren die Briloner und alle anderen Hanseaten in Kürze.

Die Salzwedeler Stadtwache

Mit ihren Hellebarden und ihren Gewändern erinnern die Männer von der Salzwedeler Stadtwache an die Zeit der historischen Hanse. 2008 war Salzwedel selbst Ausrichter des Internationalen Hansetages. Im Zuge der Vorbereitungen gründete sich 2002 die „Salzwedeler Stadtwache von 1480“. Dahinter stand die Idee, der Stadt Salz­wedel ein Stück ihrer Geschichte zurückzugeben. Die Salzwedeler Stadtwache versteht sich als schmückendes Beiwerk zu städtischen Festen. So stellt sie die „Einlasskontrolle“ beim jährlichen Neujahrsempfang der Oberbürgermeisterin und den Veranstaltungen, die im Rahmen der Hanse in Salzwedel stattfinden. Zu den großen Festen in Salzwedel, dem Dionysius-Markt und dem Hansefest, stellt sie den „Geleitschutz“ für die Ober­bürgermeisterin und ihre nationalen und internationalen Gäste. Ihr Domizil hat die Stadtwache im letzten noch existierenden Wehrturm der ehemaligen Salzwedeler Stadtbefestigung, dem Karls­turm. Den Turm haben die Mitglieder Stück für Stück res­tauriert.

Einzelne Mitglieder der Stadtwache begleiten die Hansestadt Salzwedel seit dem Internationalen Hansetag 2003 in Frankfurt/Oder. Seit Lippstadt 2007 ist die gesamte „Salzwedeler Stadtwache von 1480“ Gast bei jedem Internationalen Hansetag und bildet das Geleit für die Delegierten der Hansestadt Salzwedel. Dem hansischen Gedanken verpflichtet, unterhalten die sechs Mannen der Stadtwache um Hauptmann Alexej Radloff freundschaftliche Kontakte zu vielen Hansestädten.

Fotos: Daniel Steinmeier; Joachim Scheunemann;
Brilon Wirtschaft und Tourismus GmbH