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Die Otter sind zurück!

geschrieben von Irene Lange im Mai 2018

Die bedrohte Tierart tummelt sich wieder in Ilmenau, Luhe und Neetze

Sie sind wieder da: Die Fischotter haben sich ihren Lebensraum in und um die Gewässer der Region zurück erobert. Zu beobachten sind die Tiere im gesamten Lüneburger Landkreis, insbesondere an den Flüssen Ilmenau, Luhe und Neetze. Nach wie vor stehen die Tiere unter strengem Artenschutz, denn bereits nach dem Zweiten Weltkrieg galt der Fischotter in Westdeutschland als nahezu ausgestorben.
Der endgültige Zusammenbruch der Population fand in den 1960er- und 1970er-Jahren in Deutschland statt. Schuld war vor allem der schlechte Zustand der Gewässer durch die Verunreinigung mit Insektiziden und Pestiziden. Auch die Begradigung der Flüsse raubte den Tieren ihren Lebensraum, die Böschungen benötigen, in denen sie ihre Höhlen bauen können.
Wie Mathias Holsten von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises zu berichten weiß, ging es dem kleinen Raubtier aus der Familie der Marderartigen in früheren Zeiten hauptsächlich „ans Fell“. Insbesondere während der entbehrungsreichen Nachkriegszeit wurden sie bejagt, nicht zuletzt, weil sie von den Menschen auch als Nahrungskonkurrenten betrachtet wurden. Bekanntlich zählen zu ihrer Beute vorwiegend Fische, aber auch Schnecken, Krebse, Muscheln und gelegentlich Jungvögel. Kleintiere wie Mäuse oder Amphibien in Ufernähe werden ebenfalls nicht verschmäht.
Ein Otter verputzt täglich bis zu 10 % seines eigenen Körpergewichts, das etwa 10 bis 12 kg beträgt. Sein Hauptaugenmerk gilt also der Futtersuche. Findet er seine Beute in eng mit Forellen oder Karpfen besetzten Fischteichen, ist es für ihn ein wahres Schlaraffenland. Dass er dadurch bei den Menschen nicht gerade Freunde gewinnt, liegt auf der Hand. Für die Jagd ist er von der Natur gut ausgestattet worden, ist er doch einer der schnellsten Jäger im heimischen Tierreich. Zudem sieht er zumindest im klaren Wasser gut, doch kann er auch im Trüben fischen. Seine langen Tasthaare – Vibrissen – an der Schnauze weisen ihm dort den Weg. Bevorzugt jedoch fängt er Fische im flacheren Wasser, da sich dort durch den geringeren Wasserdruck in seinem dichten Fell eine wärmende Luftschicht hält.
Sein stromlinienförmiger Körperbau sorgt dafür, dass sich der Fischotter im Wasser geschickt fortbewegen kann. Dabei sind auch die Schwimm­häute zwischen den langen Zehen mit den kräf­tigen Krallen nützlich. Er erreicht eine Körperlänge bis zu 130 cm, wobei davon stolze 40 cm auf den Schwanz entfallen. Seine Knopfaugen in dem runden Kopf mit kleinen Ohren verleihen ihm sein charakteristisches, fast putziges Aussehen.

Seitdem der Otter seit 1978 europaweit unter Artenschutz steht, sind heute 80 bis 90 % aller Tod­funde auf den Straßenverkehr zurückzuführen. Die Tiere gehen mit ihren Familien gern auf Wanderschaft, wenn sie innerhalb eines Reviers ihren Standort wechseln. Auch Jungtiere erkunden gern ihre Reviere neu. Gefährlich wird es, wenn diese von Straßen gekreuzt werden. Abhilfe ist an vielen Stellen bereits geschaffen worden, indem „ottergerechte“ Brückenbauwerke, sogenannte „Otterberme“ eingerichtet werden, die es den Tieren ermöglichen, an einem belassenen Uferstreifen gefahrlos die Straße sozusagen zu unterwandern. Diese Einrichtungen werden vorzugsweise an den Stellen angebracht, an denen sich mehrfach Markierungen in Form von Otter-Kot befinden.
Auch ausgelegte Fischreusen stellen eine Gefahr für die Fischotter dar und können ihnen zum Verhängnis werden, wenn sie sich, angelockt durch darin befindliche Fische, in ihnen verfangen. Aus eigener Kraft vermögen sie sich nicht zu befreien, als luftatmende Säugetiere ertrinken sie jämmerlich. Verlust des Lebensraumes und die Landschaftszerschneidung erschweren den Tieren das Leben zusätzlich.
Mathias Holsten ist dennoch zuversichtlich, dass mit Sicherungen der Brückendurchgänge und entsprechenden Schutzmaßnahmen die Otterpopu­lation an den Fließgewässern des Landkreises ­weiterhin zunehmen kann.(ilg)