Die Loge Sülfmeister Lüneburg
geschrieben im Januar 2015Das soziale Engagement führte vor mehr als 200 Jahren zur Entstehung der Druiden-Logen.Die Lüneburger Bruderschaft der Sülfmeister-Loge pflegt die traditionellen Grundsätze noch heute

Für den unbedarften Laien hängt dem Begriff „Loge“ immer noch der Duktus des Geheimnisvollen an, lässt an Verschwörungstheorien und dubiosen Machenschaften eines geheimen Zirkels denken; erst recht, wenn deren Mitglieder, die sich Brüder nennen, gleichzeitig einem Druiden-Orden angeschlossen sind. Der erste Vorsitzende der Loge Sülfmeister Lüneburg e.V., Wolfgang Smercek, ist gern bereit, darüber aufzuklären, was die Mitgliedschaft in einer Loge heute bedeutet. Der erste Grundsatz klingt dann tatsächlich ein wenig antiquiert, denn auch die Loge Sülfmeister im Deutschen Druiden-Orden VAOD e.V. ist ein reines Männerbündnis, dessen Richtlinien noch heute auf den ethischen Grundsätzen der Druiden basieren. Dabei wird betont, dass der Begriff „Druide“ sich aus dem indoeuropäischen Wortstamm „Dru“ (Eiche, gleichgesetzt mit Stärke und Festigkeit) ableitet, folglich weder mit Esoterik noch mit mittelalterlichen Riten zu verbinden ist. Vielmehr wurde die Bezeichnung „Druide“ gewählt, weil diese im keltischen Staatssystem durch Gelehrsamkeit und Naturverbundenheit gleichzeitig die geistige und kulturelle Entwicklung förderten. Heute heißen die Ideale der Logenbrüder Freundschaft, Brüderlichkeit, Fairness und Toleranz. Bereits 1781 wurde der Druiden-Orden in London gegründet und breitete sich in den darauffolgenden Jahrzehnten in der Welt aus, bis 1872 die Dodona-Loge in Berlin gegründet wurde, die noch heute besteht. Allerdings wurde im Dritten Reich ab 1935 der Deutsche Druiden-Orden (DDO) verboten und in Lüneburg erst 1950 wiederbelebt. Immerhin existieren in Deutschland zurzeit 60 Druidenlogen; mehrere Neugründungen sind für 2015 vorgesehen. Seit 1922 besteht die Loge Sülfmeister Lüneburg e.V. und konnte in 2012 ihr 90-jähriges Jubiläum feiern. Zweimal im Monat kamen die Logenmitglieder seit der Gründung in ihren eigenen Räumen im Ratskeller zusammen, mussten dann aber 2011 aufgrund der Sanierung des Rathauses in den Gewölbekeller des Heinrich-Heine-Hauses wechseln. Inzwischen konnte die Loge ihre neue Bleibe im Kapellengebäude der Klinik am Wienebütteler Weg beziehen – „mit erheblicher Eigenleistung aller Logenmitglieder beim Umbau“, wie Wolfgang Smercek betont. Der Loge gehören derzeit 40 Brüder im Alter von 40 bis 97 Jahren an, eine Mitgliedschaft ist ab dem 25. Lebensjahr möglich. „Wir schauen nicht auf den „Stand“ eines Mitgliedes, bei uns zählt der Mensch“, so lauten die Prinzipien für den Beitritt eines neuen Logenbruders. Wirtschaftliche, politische oder konfessionelle Inhalte gehören nicht zu den Themen der Bruderschaft, wohl aber Wohltätigkeit, Offenheit, Ehrlichkeit, Verbundenheit, Vertrautheit und Treue untereinander — generationsübergreifend; Hinwendung zu Kultur, Wissenschaft und Schöngeistigem mit eingeschlossen. Zu den Werten und Zielen zählen Freiheit des Denkens, Humanität, Gerechtigkeit und das persönliche Eintreten für Frieden und Freundschaft unter den Völkern.

SEIT 1922 BESTEHT DIE LOGE SÜLFMEISTER LÜNEBURG E.V. ZWEIMAL IM MONAT KOMMEN DIE LOGENMITGLIEDER SEIT DER GRÜNDUNG IN IHREN EIGENEN RÄUMEN ZUSAMMEN.
Aus der Loge Sülfmeister Lüneburg ging ein eigenständiger
und gemeinnütziger Wohltätigkeitsverein
hervor, der alljährlich unter Anderem einen mit
1.000 Euro dotierten sogenannten „Ethikpreis“ an
Schülerinnen und Schüler der 5. bis 9. Klassen an
Schulen in Stadt und Landkreis Lüneburg verleiht,
die sich für besonderes und vorbildliches Engagement
im Rahmen des schulischen Lebens hervorgetan
haben. Ohnehin gehört es zum Grundsatz der
Logenmitglieder, die Jugend zu unterstützen, Vorbild
zu sein und statt Kritik Hilfestellung anzubieten.
Vorwiegend war es das soziale Engagement, das vor
mehr als 200 Jahren in England zur Entstehung von
Druiden-Logen führte. Bis heute versteht sich die
Vereinigung daher als Hilfsorganisation, wobei der
Orden über die Stiftung Druiden-Hilfe e.V. beachtliche
Mittel für wohltätige Zwecke zur Verfügung
stellt. Obwohl bei der Entstehung der Logen traditionsgemäß
Frauen ausgeschlossen waren und bis
heute sind, unterstützt der Druiden-Orden in
Deutschland Errichtung selbständiger Frauenlogen.
Wie Wolfgang Smercek betont, seien die Lüneburger
Logenbrüder keine Weltverbesserer, möchten
jedoch als Realisten die Zukunft mit gestalten.
Man setzt sich mit den gesellschaftlichen Problemen
der heutigen Zeit auseinander und ist bestrebt, Wissen
zu erweitern, zu vertiefen und über den „Tellerrand
hinaus zu blicken“. Der eingetragene Verein
wird nach demokratischen Regeln und mit freiheitlicher
Gesinnung geführt.
Wer selbst einmal Logenluft schnuppern möchte,
um sich bei dieser Gelegenheit über die Loge und
den Orden zu informieren und vielleicht einen neuen
Freundeskreis zu gewinnen, ist zu einem der regelmäßigen
Treffen herzlich eingeladen. Diese finden
an jedem 1. und 3. Dienstag ab 19.30 Uhr im
Kapellengebäude der PK Lüneburg, Haus 33, Eingang
gegenüber dem Parkplatz am Brockwinkler
Weg statt. Eine Kontaktaufnahme ist über den 1.
Vorsitzenden Wolfgang Smercek, Tel.: (04131) 266
63 48 oder per E-Mail an vorsitzender@loge-suelf
meister.de möglich.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter
www.loge-suelfmeister.de. (ilg)
FOTOS: ENNO FRIEDRICH, ARCHIV LOGE SÜLFMEISTER
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